Savoir-faire: die Kunst des unvorhersebaren Moiré

Der Moiré – ein Gewebe und Spiel aus Licht und Schatten, das von erfahrenen Händen geschaffen wurde und die Dimension maximaler Freiheit erforscht: breit und unvorhersehbar, wie ein großes abstraktes Gemälde. Das so entstandene Motiv erinnert an den Zauber der Natur und nimmt Bezug auf verschiedene Welten: die sich brechenden Lichtstrahlen auf das Meer, die Maserung auf Holz oder Alabaster. Der Moiré hat nicht umsonst die Geschichte der Textilkunst geprägt. Bereits im Mittelalter beliebt, wurde es im 18. und 19. Jahrhundert zum bevorzugten Stoff an den Adelshöfen und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum bevorzugten Ausgangsstoff für die Pariser Haute Couture. Die Forschung brachte Dedar weg von der herkömmlichen Walzdrucktechnik und hin zu einer Begegnung mit einer älteren Handwerkstradition. Dedar lässt die Zwänge der Tracé-Muster und die Regelmäßigkeit der Musik- und Spiegel-Moirés des 19. und 20. Jahrhunderts hinter sich und erschafft durch ein handwerkliches Verfahren einen modernen, befreiten und sich ständig verändernden Stoff, bei dem jeder Meter einzigartig und unwiederholbar ist. Zwei sich überlappende Stoffe werden gepaart und von einer Lichtquelle beleuchtet. Damit beginnt auch schon der Zauber: Durch eine manuelle Bewegung werden Kette und Schuss so verformt, dass ein unwiederholbares Muster entsteht. Durch den anschließenden von zwei händisch bewegten Zylindern ausgeübtem Druck kommen die Moirés zum Vorschein. Wie eine Welle, die sich auf der Wasseroberfläche kräuselt, tritt das dabei entstehende Muster nie zweimal in exakt gleicher Form auf. Die Moiré-Stoffe und -Tapeten von Dedar bringen die Bewegung, die Lebendigkeit und die leuchtenden Farben der Natur an Wänden, als Vorhänge und auf Sitzmöbeln zum Ausdruck. | Photo credits: Giulio Ghirardi